# taz.de -- Protestsong gegen Homophobie: „Wir umarmen sie“

> Eine Aktivistengruppe um Johannes Kram unterstützt mit einem Popsong die
> russische LGBTI-Szene. Das Lied trotzt dem strikten Propaganda-Verbot.
taz: Herr Kram, mit dem Lied „Love is not for propaganda“ wollen Sie gegen
Homophobie, insbesondere in Russland protestieren. Warum so ein eingängiger
Popsong? Ist das nicht zu brav? 

Johannes Kram: Danke für das Kompliment. Genau das hatten wir uns
vorgenommen: [1][ein eingängiger Pop-Song]! Er wird gerade auf der ganzen
Welt herunter geladen. Ich finde brav sein ganz schön subversiv. Die
Community ist vielfältig, jede und jeder ist auf eigene Art brav oder eben
nicht. Der Song will nicht provozieren, sondern versucht das in den
Vordergrund zu stellen, was verbindet. Wir irritieren die Homo-Hasser
nicht, indem wir sie beschimpfen. Sondern, in dem wir sie umarmen.

Das Lied soll auch in Clubs laufen. Wie politisch ist Clubkultur? 

Clubkultur ist individualistisch und kollektivistisch zugleich. Nur weil
sich das, was da passiert, nicht mit den üblichen politischen Kategorien
von gesellschaftlichen Gruppen und Interessen greifen lässt, heißt das noch
lange nicht, dass es nicht politisch ist. Im Gegenteil. Die eigene
Vorstellung einer besseren Welt ist dann politisch, wenn sie mit anderen
Menschen geteilt wird.

Warum ist Protest auch außerhalb Russlands wichtig? 

Auf die Heteros können wir uns nicht verlassen. Für IOC Präsident Bach ist
Sotschi kein Problem, weil Putin zugesichert hat dass während der Spiele
keine Homosexuellen verfolgt werden. Er hat nichts verstanden. Das
Olympische Feuer in Sotschi wird missbraucht, um die Verfolgung
Homosexueller zu verklären. Da müssen wir dagegen halten.

Kann die Musik Putin erreichen? 

Zumindest mehr als fast alle anderen Formen des Protestes. Um es mit Joy
Fleming zu sagen: „Ein Lied kann eine Brücke sein“. Der Song ist ganz
normal im russischen iTunes Store erhältlich. Übrigens samt Cover mit
unserer Regenbogenflamme. Es flutscht also offensichtlich durch eine Lücke
der strikten „Propaganda-Gesetze“. Es geht aber auch nicht um Putin.
Politik ist homophob aus machtstrategischen Gründen. Da hilft nur
Gegenmacht, also Druck. Aber die Menschen selbst sind homophob aus
Unwissenheit, Angst und Unsicherheit. Musik macht locker.

Wohin gehen die Einnahmen aus dem Verkauf? 

Wir spenden alles an russiche LGTBI-Projekte. Welche das sein werden,
entscheiden die Leute von „Enough is Enough“. Sie sind im Kontakt mit
russischen Aktivisten und haben eine riesige Unterstützer-Community im
Internet im Rücken, die aufpasst, dass alle Mittel so sinnvoll wie möglich
eingesetzt werden.

7 Feb 2014

## LINKS
[1] http://soundcloud.com/rainbow-flame/love-is-not-for-propaganda
## AUTOREN
Svenja Bednarczyk
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