# taz.de -- Kommentar ErzieherInnenstreik: Gute Kitas kosten Geld

> Ohne eine Aufwertung der Kinderbetreuung dürfte es wohl auch nichts
> werden mit der dringend notwendigen Qualitätsoffensive in den Kitas.
Montagfrüh, Kinder gesund, aber die Kita hat zu. So kann man berufstätigen
Eltern zielsicher die Laune verderben. Dabei müssten sich die genervten
Mütter und Väter eigentlich fragen, warum sie die Erzieherinnen und
Erzieher mal wieder in eigener Sache streiken lassen – statt endlich selbst
für eine bessere Betreuung ihrer lieben Kleinen auf die Straße zu gehen.

Dank der Kita-Offensive kommen immer mehr Kinder nach dem ersten Geburtstag
ganztags in die Kita und verbringen dort einen erheblichen Teil ihrer
ersten Lebensjahre. Zugleich belegen Studien ein Qualitätsproblem in vielen
dieser Einrichtungen. Der ohnehin dürftige Betreuungsschlüssel erweist sich
als fiktiv, wenn Krankheit, Urlaub und Personalfluktuation hinzukommen. Die
verbliebenen Kräfte sind gestresst und ausgelaugt. All das muss Eltern
missfallen.

Zugleich wachsen die Ansprüche, gerade auch der Mütter und Väter, was das
Personal in Krippen und Kitas neben Windelnwechseln, Füttern, An- und
Ausziehen, Streitschlichten, Kuscheln oder Trösten noch alles bieten
sollte: schon die Kleinsten individuell fördern, ihre Kreativität wecken,
nebenher sprachliche oder motorische Defizite erkennen und am besten auch
noch auffangen. Studienabschluss, bilinguale Kompetenz, Yoga-Ausbildung?
Alles gern gesehen. Nur: Was darf das kosten?

Klar, höhere Gehälter allein machen noch keine besseren Kitas und treiben
die Betreuungskosten in die Höhe. Aber ohne eine den wachsenden
Herausforderungen angemessene Bezahlung und eine Aufwertung dieses Berufs
dürfte es wohl auch nichts werden mit der dringend notwendigen
Qualitätsoffensive. Und die müsste zuallererst den Eltern ein Anliegen
sein. Eigentlich erstaunlich, dass die Politik nicht längst mehr Druck von
unten bekommt. Und zwar nicht nur von Erzieherinnen und Erziehern, sondern
auch von den Eltern.

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23 Mar 2015

## AUTOREN
Astrid Geisler
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