In der Epiphaniepredigt Tit 2,11-15 haben wir verschiedene Deutungen des 
   Christusgeschehens vor uns:

   1. Das Leben, Wirken, Leiden und Sterben Jesu ist eine Epiphanie der Gnade 
   Gottes, die allen Menschen Rettung bringt. Im hellenistischen Herrscherkult 
   ist Epiphanie oder Parusie der offizielle Besuch des Kaisers oder Koenigs, 
   der mit aussergewoehnlichen Gnadenerweisen verbunden ist (Amnestie fuer 
   Gefangene usw.). Wenn von der Epiphanie Christi gesprochen wird, so ist damit
   gesagt, dass er der wahre Herrscher und Retter ist, von dem die Menschheit 
   das Heil erwartet.

   2. Die sichtbar gewordene Gnade Gottes will alle Menschen retten, indem sie 
   uns zu einem besonnenen, gerechten und frommen Leben in dieser Welt erzieht. 
   Es ist also eine erzieherische Gnade (vgl. etwa die Bergpredigt).

   3. Das Leben der Christen und die Geschichte der Kirche laeuft zwischen dem 
   Erscheinen der Gnade Gottes und dem Erscheinen der Herrlichkeit unseres 
   grossen Gottes und Retters Christus Jesus (V. 13). Es hat also eine 
   bestimmte, nicht vertauschbare Richtung.

   4. Christus Jesus hat sich fuer uns hingegeben (V. 14): Damit wird der 
   Kreuzestod Jesu als stellvertretendes und suehnendes Opfer bezeichnet. Er hat
   uns erloest und gereinigt und zum neuen Gottesvolk gemacht.

   5. Das neue Gottesvolk ist erkennbar an seinen Taten: Es brennt darauf, das 
   Gute zu tun. Ohne das waere alles andere unglaubwuerdig und wertlos. 
   (nach J. Schierse)