Maria in der Bibel
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      Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich einige Lehren ueber Maria
      herausgebildet, die nicht mit den Aussagen der Bibel uebereinstimmen.
      Jeder moege seinen eigenen Verstand benutzen und Gott im Gebet um
      Erleuchtung bitten. Selbst wenn man als Theologe Standardwerke der
      Dogmengeschichte heranzieht, wird man recht bald erkennen, dass einige
      Lehren ueber Maria "auf sehr wackligen Beinen stehen". Mir ist kein
      katholischer Universitaetsprofessor bekannt, der es gewagt hat, die
      Mariendogmen historisch-kritisch zu hinterfragen. Ihm wuerde naemlich
      die Lehrbefugnis entzogen und damit waere seine Karriere zu Ende. Die
      Mariendogmen sind nicht heilsnotwendig, d.h. ein Christ kann in den
      Himmel kommen, ohne sie zu glauben. Nur Jesus und der Glaube an ihn
      sind nach der Lehre der Apostel heilsnotwendig. Jesus sagt: "Ich bin
      der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, ausser
      durch mich (Johannes 14,6)." Und Petrus sagt ueber Jesus: "Und in
      keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein
      anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
      sollen (Apostelgeschichte 4,12)." Der Apostel Paulus sagt in seiner
      Ansprache an die Bischoefe von Ephesus, wo er drei Jahre wirkte: 
      "Ihr wisst,... wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was heilsam 
      ist... Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag: Ich bin unschuldig, wenn
      einer von euch allen verloren geht. Denn ich habe mich der Pflicht nicht
      entzogen, euch den ganzen Willen Gottes zu verkuenden (Apostelgeschichte
      20,20.26.27)." Die Lehre des Paulus ist also vollstaendig. Es kann nicht
      sein, dass er uns etwas wesentliches verschwiegen hat, das fuer die
      Errettung des Menschen notwendig und fuer sein Leben heilsam ist. Das 
      gleiche gilt fuer alle Apostel. Jesus gibt ihnen den Auftrag: "Mir ist
      alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht, macht alle 
      Voelker zu meinen Schuelern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des
      Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was
      ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum
      Ende der Welt (Matthaeus 28,18-20)." Es kann also nicht sein, dass uns
      die Apostel etwas verschwiegen haben, was fuer unsere Errettung wichtig
      und fuer unser Leben heilsam ist. Weder mit der Lehre des Petrus, noch
      des Paulus, noch der anderen Apostel und ihrer Schueler kann man die
      Mariendogmen begruenden. Sie haben auch nirgends etwas ueber das Beten
      des Rosenkranzes gelehrt oder dass es heilsnotwendig sei, an Maria zu
      glauben. Der Evangelist Lukas, der Begleiter des Paulus, der anfangs in
      der Urgemeinde in Jerusalem lebte, berichtet in seinem Evangelium ueber
      Maria. Er stellt sie uns dar als eine Frau, die an Gott glaubt und sich
      als Dienerin Gottes versteht (Lukas 1,38), die Gott lobt (Lukas 1,46-55)
      vor den Menschen, die die juedischen Braeuche erfuellt, ihren Sohn Jesus
      nach der Geburt in den Tempel bringt, um ihn Gott zu weihen (Lukas 2,21
      -24), die ihren Sohn im juedischen Glauben erzieht und ihn mit 12 Jahren
      mitnimmt nach Jerusalem in den Tempel (Lukas 2,41-43). Dass Maria bei
      der Kreuzigung ihres Sohnes dabei war, berichtet uns eindeutig nur der
      Apostel Johannes (Johannes 19,25-26). Die Kreuzwegsstationen, "Jesus
      begegnet seiner Mutter" und "Jesus wird in den Schoss seiner Mutter
      gelegt", sind fromme Erfindugen des Mittelalters. Nach Lukas betet Maria
      in der Urgemeinde mit den anderen Juengern um die Herabsendung des
      Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 1,13-14) und wird am Pfingsttag mit
      dem Heiligen Geist erfuellt (Apostelgeschichte 2,1-4). Die sogenannte
      "unbefleckte Empfaengnis", gemeint ist, dass Maria von Anfang an ohne
      Suende war, laesst sich aus der Bibel nicht begruenden. Dieses Dogma hat
      wahrscheinlich seinen Ursprung in der falschen Uebersetzung des
      griechischen neuen Testamentes ins Lateinische, die sogenannte Vulgata,
      die in der roemisch-katholischen Kirche massgeblich wurde. Dort sagt der
      Engel zu Maria: "Ave Maria gratia plena, Dominus tecum (Lukas 1,28)."
      Deutsch: "Gegruesset seist du Maria voll der Gnade, der Herr ist mit
      dir." Daraus schlossen kluge Theologen: Ein Mensch, der voll der Gnade
      ist, kann nicht suendigen. In der richtigen Uebersetzung aus dem
      Griechischen heisst es aber: "Sei gegruesst, du begnadete, der Herr ist
      mit dir." "Voll der Gnade" steht nicht im griechischen Urtext. Maria ist
      "begnadet", weil Gott sie vorbereitet hat und weil sie den Sohn Gottes
      zur Welt bringen durfte. Sie ist "Mutter Gottes" dem Fleische nach, aber
      nicht dem Geiste nach. Dem Geiste nach stammt Jesus von seinem Vater im
      Himmel ab.
      
      "Fuer Gott ist nichts unmoeglich", sagt der Engel zu Maria (Lukas 1,37).
      Es kann sein, dass Gott Maria vor jeder Suende bewahrt hat, weil sie die
      Mutter seines Sohnes werden sollte. Aber aus der Bibel laesst sich das
      nicht belegen. Nur Gott kann wissen, ob Maria ohne Suende war. Wem also
      hat er offenbart, dass Maria ohne Suende war? Da gibt es zwei Zeugen.
     
      Der Ordensfrau Katharina Labouré erschien Maria im Jahre 1830 mehrfach
      in Paris und zeigte ihr am 27. November und noch einmal im Dezember die
      spaeter sogenannte "wundertaetige Medaille" mit der Inschrift "O Maria,
      ohne Suende empfangen, bitte fuer uns, die wir zu dir unsere Zuflucht
      nehmen." Sie sollte diese Medaille praegen lassen und verbreiten.

      Eine 2. Zeugin ist das 14-jaehrige Maedchen Bernadette Soubirou, dem
      Maria mehrfach in Lourdes erschienen ist. Ihr Pfarrer bittet sie, die
      erscheinende Frau nach ihrem Namen zu fragen. Daraufhin stellt sich
      Maria bei ihrer 16. Erscheinung am 25.03.1858, dem Fest "Verkuendigung
      des Herrn", nach der Verkuendigung des Dogmas von der "Unbefleckten
      Empfaengnis" durch Papst Pius IX. am 08.12.1854 mit den Worten vor:
      "Ich bin die unbefleckte Empfaengnis."
     
      Wenn also Gott offenbart hat, dass Maria ohne Suende war, dann geschah
      dies nicht durch Gott selbst, sondern durch Maria vor der Ordensfrau
      Katharina Labouré und dem Maedchen Bernadette Soubirou. Da koennte jemand
      durchaus auf die Idee kommen, dass das fromme 10-jaehrige Maedchen
      Bernadette bei der Predigt ihres Pfarrers aufgepasst hat, als er die
      Verkuendigung des Dogmas von der "Unbefleckten Empfaengnis" der Gemeinde
      erklaert hat, und dann in lebhafter Phantasie entsprechende Bilder und
      Auditionen hatte.
     
      Es gibt also zwei kirchlich anerkannte Zeugen, vor denen sich Maria als
      "ohne Suende" offenbart hat. Es handelt sich dabei nach katholischer
      Lehre um Privatoffenbarungen, die durchaus zu beachten sind. Aber
      niemand ist nach kirchlicher Lehre verpflichtet, solche 
      Privatoffenbarungen zu glauben.
 
      Evangelische Christen lehnen die Lehre von der Suendenlosigkeit Marias
      ab. Sie berufen sich dabei auf die Lehre des Apostels Paulus: "Denn
      wir haben vorher die Anklage erhoben, dass alle, Juden wie Griechen,
      unter der Herrschaft der Suende stehen, wie es in der Schrift heisst:
      Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen
      Verstaendigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtruennig geworden,
      alle miteinander taugen nichts. Keiner tut Gutes, auch nicht ein
      einziger (Roemer 3,9-12)." Und weiter: "Denn es gibt keinen Unterschied:
      Alle haben gesuendigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es
      verdient zu haben, werden sie gerecht gemacht, dank seiner Gnade, durch
      die Erloesung in Christus Jesus (Roemer 3,22-24)". Alle sind Suender.
      Gerechtgemacht werden sie von Gott aus Gnade und durch Jesus Christus.
      War das bei Maria anders? Davon steht nichts in der Bibel.
      
      Man kann Maria moeglicherweise eine Suende in der Bibel nachweisen,
      dass sie naemlich ihren 12-jaehrigen Jesus, Gottes Sohn, tadelt, als
      er sich selbstaendig macht und die Eltern ihn nach dreitaegiger Suche
      im Tempel unter den Rabbinern wiederfinden: "Kind, wie konntest du uns
      das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht
      (Lukas 2,48)." Warum hatte Maria so wenig Glauben und machte ihrem
      Sohn, also Gott, Vorwuerfe? Oder ist es ueberhaupt keine Suende, wenn
      wir Gott oder einem Menschen aus Unglauben und Angst Vorwuerfe machen,
      er habe uns etwas angetan? Manche Menschen erfahren ja extreme
      Zumutungen Gottes. Ist es dann nicht gesuender, Gott Vorwuerfe zu machen?
  
      Ein Streit ueber Mariendogmen ist voellig ueberfluessig. Wenn Dogmen, 
      die nicht heilsnotwendig sind, die Kirche spalten, ist das nicht im 
      Sinne Jesu.
      
      Folgende Aussagen ueber Maria stehen in der Bibel:
      
      1. Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit
      Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass
      sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef,
      ihr Mann, der gerecht war und sie nicht blossstellen wollte, beschloss,
      sich in aller Stille von ihr zu trennen. Waehrend er noch darueber
      nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef,
      Sohn Davids, fuerchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu
      nehmen; denn das Kind, dass sie erwartet, ist vom Heiligen Geist
      (Matthaeus 1,18-20). Das heisst theologisch: Jesus stammt dem
      Fleische nach von Maria ab, dem Geiste nach vom seinem Vater im Himmel.
      Maria, die Mutter Jesu, ist in diesem Sinne auch "Mutter Gottes", aber
      eben nicht dem Geiste nach.

      2. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen
      (Lukas 2,19)... Dann kehrte er (Jesus) mit ihnen nach Nazaret zurueck 
      und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, 
      in ihrem Herzen (Lukas 2,51). Theologisch gesprochen ist Maria eine
      achtsame und aufmerksame Frau, die die Worte Gottes, vermittelt durch
      einen Engel und die Hirten bzw. Jesus, in ihr Herz aufnimmt, bewahrt und
      bedenkt. Diese Haltung genau ist die Voraussetzung dafuer, dass sie Jesus
      ganz in ihr Herz aufgenommen hat und so ein Kind Gottes wurde, das ewiges
      Leben hat, wie der Apostel Johannes (Johannes 1,12.13) bzw. Jesus gesagt
      hat (Johannes 5,24). 

      3. Siehe die oben zitierten Stellen aus dem Neuen Testament der Bibel.

      Dr. Bernhard Dalkmann
      dalkmann(at)sdf-eu.org
      Tel. 030 69204264
      überarbeitet am 11.07.2021
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