8:1    Die Efraimiter aber sagten zu Gideon: Was hast du uns da angetan,
dass du uns nicht hast rufen lassen, als du ausgezogen bist, um gegen
Midian zu kaempfen? Und sie stritten heftig mit ihm.
[12,1]

8:2    Er antwortete ihnen: Was habe ich schon getan im Vergleich zu euch?
Ist nicht die Nachlese Efraims besser als die Weinlese Abiesers?
Gideon verwendet ein Wortspiel.

8:3    In eure Gewalt hat Gott Oreb und Seeb, die Fuersten Midians, gegeben.
Was vermochte ich zu tun im Vergleich zu euch? Als er das sagte,
legte sich ihr Zorn gegen ihn.

8:4    Der Feldzug im Ostjordanland: 8,4-21

Als Gideon an den Jordan gekommen und mit den dreihundert Maennern,
die bei ihm waren, hinuebergegangen war, erschoepft von der
Verfolgung,

8:5    sagte er zu den Einwohnern von Sukkot: Gebt doch den Leuten, die mir
folgen, einige Laibe Brot; denn sie sind erschoepft. Ich bin dabei,
Sebach und Zalmunna, die Koenige von Midian, zu verfolgen.

8:6    Doch die Oberen von Sukkot entgegneten: Hast du denn Sebach und
Zalmunna schon in deiner Gewalt? Warum sollten wir deinem Heer Brot
geben?
[6.15: Woertlich: Hast du denn die Faust Sebachs und Zalmunnas schon
in deiner Hand? - Sukkot und Penuel liegen am Jabbok.]

8:7    Darauf sagte Gideon: Wahrhaftig, wenn der Herr Sebach und Zalmunna
in meine Gewalt gegeben hat, dann dresche ich euch den Leib mit
Wuestendornen und Stechdisteln.

8:8    Dann zog er von Sukkot hinauf nach Penuel und sprach die Leute dort
in derselben Weise an; aber die Einwohner von Penuel antworteten ihm
genauso, wie die Maenner von Sukkot geantwortet hatten.

8:9    Da drohte er auch den Maennern von Penuel: Wenn ich heil zurueckkehre,
werde ich die Burg hier niederreissen.

8:10   Sebach und Zalmunna befanden sich mit ihrem Heerlager in Karkor; es
waren etwa fuenfzehntausend Mann; das war alles, was von dem ganzen
Heerlager der Leute aus dem Osten uebriggeblieben war.
Hundertzwanzigtausend mit dem Schwert bewaffnete Maenner waren
gefallen.

8:11   Gideon zog auf dem Beduinenweg oestlich von Nobach und Jogboha hinauf
und schlug das (feindliche) Heer, das sich in Sicherheit waehnte.

8:12   Sebach und Zalmunna, die beiden Koenige von Midian, flohen, aber er
verfolgte sie, nahm sie gefangen und scheuchte das ganze Heerlager
auseinander.

8:13   Als Gideon, der Sohn des Joasch, aus dem Kampf von Maale-Heres
zurueckkehrte,

8:14   nahm er einen jungen Mann fest, der zu den Leuten von Sukkot
gehoerte. Er fragte ihn aus, und dieser musste ihm die Oberen und
Aeltesten von Sukkot aufschreiben, siebenundsiebzig Maenner.

8:15   Als er nun zu den Einwohnern von Sukkot kam, sagte er: Hier sind
Sebach und Zalmunna, deretwegen ihr mich verhoehnt habt mit den
Worten: Ist denn Sebach und Zalmunna schon in deiner Hand? Warum
sollten wir deinen erschoepften Maennern Brot geben?

8:16   Dann ergriff er die Aeltesten der Stadt, die Maenner von Sukkot, und
drosch sie mit den Wuestendornen und mit den Stechdisteln.

8:17   Die Burg von Penuel aber riss er nieder und toetete die Maenner in der
Stadt.

8:18   Dann sagte er zu Sebach und Zalmunna: Wie sahen die Maenner aus, die
ihr in Tabor getoetet habt? Sie antworteten: Sie waren wie du; jeder
sah aus wie ein Koenigssohn.

8:19   Er entgegnete: Es waren meine Brueder, die Soehne meiner Mutter. So
wahr der Herr lebt: Haettet ihr sie am Leben gelassen, wuerde ich euch
nicht toeten.

8:20   Und er sagte zu Jeter, seinem Erstgeborenen: Auf, toete sie! Aber der
Junge zog sein Schwert nicht; er hatte Angst, weil er noch so jung
war.

8:21   Da sagten Sebach und Zalmunna: Steh selber auf, und schlag uns
nieder! Denn wie der Mann, so seine Kraft. Da stand Gideon auf und
toetete Sebach und Zalmunna. Dann nahm er ihren Kamelen die kleinen
Monde ab, die sie am Hals trugen.
Gideon vollstreckt die Blutrache.

8:22   Die Ablehnung der Koenigswuerde: 8,22-35

Die Israeliten sagten zu Gideon: Werde unser Herrscher, du und auch
dein Sohn und dein Enkel; denn du hast uns aus der Gewalt Midians
befreit.

8:23   Aber Gideon antwortete ihnen: Ich will nicht ueber euch herrschen,
und auch mein Sohn soll nicht ueber euch herrschen; der Herr soll
ueber euch herrschen.

8:24   Weiter sagte Gideon zu ihnen: Ich moechte euch um etwas bitten: Jeder
von euch gebe mir einen Ring aus seiner Beute. Die Feinde hatten
naemlich goldene Ringe, denn sie waren Ismaeliter.
[Die Ismaeliter gelten als Haendler (vgl. Gen 37,24-27).]

8:25   Sie antworteten: Wir geben sie dir gern. Sie breiteten einen Mantel
aus, und jeder legte einen Ring aus seiner Beute darauf.

8:26   Das Gewicht der goldenen Ringe, um die er gebeten hatte, betrug
tausendsiebenhundert Goldschekel, ohne die kleinen Monde und die
Ohrgehaenge und die Purpurkleider, die die Koenige von Midian getragen
hatten, und ohne die Halsketten ihrer Kamele.

8:27   Gideon machte daraus ein Efod und stellte es in seiner Stadt Ofra
auf. Und ganz Israel trieb dort damit Abgoetterei. Das brachte Gideon
und sein Haus zu Fall.
[Efod ist hier ein Kultgegenstand, vielleicht ein Gottesbild.]

8:28   Midian aber war von den Israeliten gedemuetigt, so dass es sein Haupt
nicht mehr erheben konnte. Das Land hatte dann vierzig Jahre lang
Ruhe, solange Gideon lebte.

8:29   Jerubbaal, der Sohn des Joasch, ging heim und blieb bei seiner
Familie.

8:30   Gideon hatte siebzig leibliche Soehne, denn er hatte viele Frauen.

8:31   Auch seine Nebenfrau, die in Sichem war, gebar ihm einen Sohn; dem
gab er den Namen Abimelech.
[9,1]

8:32   Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter und wurde im Grab
seines Vaters Joasch in Ofra, der Stadt der Abiesriter, begraben.

8:33   Als Gideon tot war, trieben die Israeliten wieder Abgoetterei mit den
Baalen und machten den "Baal des Bundes" zu ihrem Gott.
[Der Baal des Bundes ist der Stadtgott von Sichem (vgl. 9,4).]

8:34   Die Israeliten dachten nicht mehr an den Herrn, ihren Gott, der sie
aus der Gewalt all ihrer Feinde ringsum befreit hatte.

8:35   Auch dem Haus Jerubbaal-Gideon erwiesen sie kein Wohlwollen, wie es
all dem Guten entsprochen haette, das es fuer Israel getan hatte.