22:1 Das Gleichnis vom koeniglichen Hochzeitsmahl: 22,1-14 Jesus erzaehlte ihnen noch ein anderes Gleichnis: [(1-10) Lk 14,15-24] 22:2 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Koenig, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. [2-10.11-13: Matthaeus hat zwei selbstaendige Gleichnisse miteinander verknuepft. Der zweite Teil besagt, dass der Eintritt in das Reich Gottes die Umkehr des Suenders voraussetzt. (Auch die Taufe auf Jesus zur Vergebung der Suenden oder danach die Beichte. B. Dalkmann)] 22:3 Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gaeste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. 22:4 Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! 22:5 Sie aber kuemmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, 22:6 wieder andere fielen ueber seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. [21,35] 22:7 Da wurde der Koenig zornig; er schickte sein Heer, liess die Moerder toeten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. [Der Apostel Matthaeus hat wahrscheinlich die Zerstoerung Jerusalems durch die Roemer im Jahre 70 n. Chr. erlebt. B. Dalkmann] 22:8 Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gaeste waren es nicht wert (eingeladen zu werden). 22:9 Geht also hinaus auf die Strassen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. 22:10 Die Diener gingen auf die Strassen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Boese und Gute, und der Festsaal fuellte sich mit Gaesten. 22:11 Als sie sich gesetzt hatten und der Koenig eintrat, um sich die Gaeste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. 22:12 Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. 22:13 Da befahl der Koenig seinen Dienern: Bindet ihm Haende und Fuesse, und werft ihn hinaus in die aeusserste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zaehnen knirschen. [8,12] 22:14 Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwaehlt. 22:15 Die Frage nach der kaiserlichen Steuer: 22,15-22 Damals kamen die Pharisaeer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. [(15-22) Mk 12,13-17; Lk 20,20-26 15-22: Im Jahr 6/7 n. Chr. wurde der Zensus, die roemische Kopf- und Grundsteuer, auch in Judaea und Samarien eingefuehrt. Die juedischen Frommen, vor allem die sogenannten Zeloten, sahen in der Steuerzahlung einen Verrat an Gott. Der roemische Silber-Denar trug damals ein Bild des Kaisers Tiberius (14-37 n. Chr.) und die Aufschrift: "Tiberius, Caesar, des goettlichen Augustus Sohn, Augustus".] 22:16 Sie veranlassten ihre Juenger, zusammen mit den Anhaengern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Ruecksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. 22:17 Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? 22:18 Jesus aber erkannte ihre boese Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? 22:19 Zeigt mir die Muenze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. 22:20 Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? 22:21 Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehoert, und Gott, was Gott gehoert! 22:22 Als sie das hoerten, waren sie sehr ueberrascht, wandten sich um und gingen weg. 22:23 Die Frage nach der Auferstehung der Toten: 22,23-33 Am selben Tag kamen zu Jesus einige von den Sadduzaeern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung. Sie fragten ihn: [Apg 23,8; (23-33) Mk 12,18-27; Lk 20,27-38 23-33: Zur Zeit Jesu hofften die Pharisaeer und ein grosser Teil des juedischen Volkes auf eine allgemeine Auferstehung der Toten am Ende der Zeit; die Sadduzaeer lehnten diese Vorstellung ab.] 22:24 Meister, Mose hat gesagt: Wenn ein Mann stirbt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder dessen Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. [Dtn 25,5f; Gen 38,8] 22:25 Bei uns lebten einmal sieben Brueder. Der erste heiratete und starb, und weil er keine Nachkommen hatte, hinterliess er seine Frau seinem Bruder, 22:26 ebenso der zweite und der dritte und so weiter bis zum siebten. 22:27 Als letzte von allen starb die Frau. 22:28 Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. 22:29 Jesus antwortete ihnen: Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. 22:30 Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein wie die Engel im Himmel. 22:31 Habt ihr im uebrigen nicht gelesen, was Gott euch ueber die Auferstehung der Toten mit den Worten gesagt hat: 22:32 Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden. [Ex 3,6] 22:33 Als das Volk das hoerte, war es ueber seine Lehre bestuerzt. 22:34 Die Frage nach dem wichtigsten Gebot: 22,34-40 Als die Pharisaeer hoerten, dass Jesus die Sadduzaeer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. [(34-40) Mk 12,28-31; Lk 10,25-28 34-40: Ob die zahlreichen Gebote und Gesetzesvorschriften alle gleich wichtig seien, war im rabbinischen Judentum eine strittige Frage. Fuer Jesus ist das doppelte Liebesgebot der Inbegriff des ganzen Gesetzes, das eine Hauptgebot, an dem alle anderen Gesetze haengen (vgl die Anmerkung zu 23,4).] 22:35 Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: 22:36 Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? 22:37 Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. [Dtn 6,5] 22:38 Das ist das wichtigste und erste Gebot. 22:39 Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Naechsten lieben wie dich selbst. [Lev 19,18; Mt 5,43; Roem 13,9; Gal 5,14] 22:40 An diesen beiden Geboten haengt das ganze Gesetz samt den Propheten. [7,12] 22:41 Die Frage nach dem Messias: 22,41-46 Danach fragte Jesus die Pharisaeer, die bei ihm versammelt waren: [(41-45) Mk 12,35-37a; Lk 20,41-44] 22:42 Was denkt ihr ueber den Messias? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten ihm: Der Sohn Davids. 22:43 Er sagte zu ihnen: Wie kann ihn dann David, vom Geist (Gottes) erleuchtet, "Herr" nennen? Denn er sagt: 22:44 Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde unter die Fuesse. [Ps 110,1] 22:45 Wenn ihn also David "Herr" nennt, wie kann er dann Davids Sohn sein? 22:46 Niemand konnte ihm darauf etwas erwidern, und von diesem Tag an wagte keiner mehr, ihm eine Frage zu stellen. [Mk 12,34; Lk 20,40]