2:1    Die Kundschafter in Jericho: 2,1-24

Josua, der Sohn Nuns, schickte von Schittim heimlich zwei
Kundschafter aus und befahl ihnen: Geht, erkundet das Land,
besonders die Stadt Jericho! Sie brachen auf und kamen zu dem Haus
einer Dirne namens Rahab; dort wollten sie uebernachten.
[6,22
Schittim lag am Ostrand der Jordansenke, Jericho gegenueber. Das
Haus der Rahab scheint eine an der Stadtmauer gelegene (V. 15)
Herberge zu sein. Rahab, im Stammbaum Jesu Mt 1,5 als Mutter des Boas
genannt, wird Hebr 11,31 wegen ihres Glaubens, Jak 2,25 wegen ihrer
guten Werke geruehmt.]

2:2    Man meldete dem Koenig von Jericho: Heute nacht sind ein paar Maenner
hierher gekommen, Israeliten, um das Land auszukundschaften.

2:3    Da schickte der Koenig von Jericho Boten zu Rahab und liess ihr sagen:
Gib die Maenner heraus, die bei dir in deinem Haus eingekehrt sind;
denn sie sind gekommen, um das ganze Land auszukundschaften.

2:4    Da nahm die Frau die beiden Maenner und versteckte sie. (Zu den Boten
aber) sagte sie: Ja, die Maenner sind zu mir gekommen; doch ich wusste
nicht, woher sie waren.

2:5    Als das Stadttor bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen werden
sollte, sind die Maenner weggegangen; ich weiss aber nicht, wohin sie
gegangen sind. Lauft ihnen schnell nach, dann koennt ihr sie noch
einholen.

2:6    Sie hatte aber die Maenner auf das flache Dach gebracht und unter den
Flachsstengeln versteckt, die auf dem Dach aufgeschichtet waren.

2:7    Inzwischen hatte man die Verfolgung der Maenner aufgenommen, und zwar
in Richtung Jordan, zu den Furten hin. Und man hatte das Stadttor
geschlossen, nachdem die Verfolger hinausgegangen waren.

2:8    Bevor die Maenner sich niederlegten, stieg Rahab zu ihnen auf das
Dach hinauf

2:9    und sagte zu ihnen: Ich weiss, dass der Herr euch das Land gegeben hat
und dass uns Furcht vor euch befallen hat und alle Bewohner des
Landes aus Angst vor euch vergehen.

2:10   Denn wir haben gehoert, wie der Herr das Wasser des Schilfmeers
euretwegen austrocknen liess, als ihr aus aegypten ausgezogen seid.
Wir haben auch gehoert, was ihr mit Sihon und Og, den beiden Koenigen
der Amoriter jenseits des Jordan, gemacht habt: Ihr habt sie dem
Untergang geweiht.
[Ex 14,21; Num 21,21-26
Dem Untergang weihen: eine alte Kriegssitte, die auf Gottes Befehl
bei der Eroberung des Landes anzuwenden war (vgl. 6,18-24; 10,22-27
und die Anmerkung zu Dtn 2,34).]

2:11   Als wir das hoerten, zerschmolz unser Herz, und jedem stockte
euretwegen der Atem; denn der Herr, euer Gott, ist Gott droben im
Himmel und hier unten auf der Erde.

2:12   Nun schwoert mir beim Herrn, dass ihr der Familie meines Vaters euer
Wohlwollen erweist, wie ich es euch erwiesen habe, und gebt mir ein
sicheres Zeichen dafuer,
[6,25]

2:13   dass ihr meinen Vater und meine Mutter, meine Brueder und meine
Schwestern und alles, was ihnen gehoert, am Leben lasst und dass ihr
uns vor dem Tod bewahrt.

2:14   Die Maenner antworteten ihr: Wir buergen mit unserem Leben fuer euch,
wenn ihr nur unsere Sache nicht verratet. Wenn uns der Herr das Land
gibt, werden wir dir unser Wohlwollen und unsere Treue zeigen.
[6,22]

2:15   Darauf liess die Frau sie mit einem Seil durch das Fenster die
Stadtmauer hinab; das Haus, in dem sie wohnte, war naemlich in die
Stadtmauer eingebaut.

2:16   Sie riet ihnen: Geht ins Gebirge, damit die Verfolger euch nicht
finden; dort haltet euch drei Tage lang verborgen, bis die Verfolger
zurueckgekehrt sind; dann koennt ihr eures Weges gehen.

2:17   Die Maenner sagten zu ihr: Wir koennen uns nur unter folgender
Bedingung an den Eid halten, den du uns hast schwoeren lassen:

2:18   Wenn wir in das Land eindringen, musst du diese geflochtene
purpurrote Schnur an das Fenster binden, durch das du uns
herabgelassen hast, und du musst deinen Vater, deine Mutter, deine
Brueder und die ganze Familie deines Vaters bei dir in deinem Haus
versammeln.

2:19   Jeder aber, der aus der Tuer deines Hauses heraustritt, ist selbst
schuld, wenn sein Blut vergossen wird. Wir sind dann ohne Schuld.
Doch bei jedem, der mit dir in deinem Haus bleibt, tragen wir die
Schuld, wenn Hand an ihn gelegt wird.
[ist selbst schuld, wenn sein Blut vergossen wird: woertlich: sein
Blut ist auf seinem Haupt.]

2:20   Auch wenn du unsere Sache verraetst, brauchen wir uns nicht an den
Eid zu halten, den du uns hast schwoeren lassen.

2:21   Sie antwortete: Es sei, wie ihr gesagt habt. Dann liess sie die
beiden gehen und band die purpurrote Schnur an das Fenster.

2:22   Die Maenner gingen also und kamen ins Gebirge; dort blieben sie drei
Tage, bis die Verfolger (in die Stadt) zurueckgekehrt waren. Die
Verfolger hatten sie ueberall gesucht, aber nicht gefunden.

2:23   Dann machten sich die beiden Maenner auf den Rueckweg. Sie stiegen vom
Gebirge herab, ueberschritten den Jordan und kamen zu Josua, dem Sohn
Nuns. Sie erzaehlten ihm alles, was sie erfahren hatten,

2:24   und sagten: Der Herr hat uns das ganze Land ausgeliefert; alle
Bewohner des Landes vergehen aus Angst vor uns.