Von P. Hunden und S. Katzen
 
 
Als ich also dasaß und vor lauter Langeweile im Auge bohrte - draußen 
zwitscherten die Huftiere - bemerkte ich, wie sich der Strahl einer 
Sonne auf mein Haupt begab, um dort zu kitzeln. Ich wischte ihn mit 
einer läppischen Bewegung eines meiner Arme hinfort und wendete mich 
meinem Tun zu.

Doch was war mein Tun? Zu welchem Zwecke hob ich mich einst hierher 
und bevölkerte diesen Stuhl? Es war einerlei. So folgte ich dem Ruf 
der finalen Aktion, die das Sitzen auf einem Stuhle mit sich bringt: 
ich erhob mich in Herrlichkeit und schritt gemessen in den 
Nachbarraum.

Es erschien mir so das Klügste.

Es war gelblich und hatte die Form eines Gemüses. Es strahlte Würde 
aus, die mich ergriff und an den Esstisch geleitete. "Höre!", sprach 
es, "Dies ist der Weg zu Deinem Glück: Du musst unbedingt..."

Schweißgebadet riss es mich in die Höh! Ich schrie grausam und schlug 
auf Dinge ein, die bei mir waren. Eines jaulte. Es war der Hund. Er 
trieb mich mit unvermittelter Härte in die grässliche Realität zurück. 
Dort angelangt, wurde ich meiner Umgebung gewahr. Es war mein 
Schlafzimmer. Ich lag im Bett. Hinter mir tickte etwas. Ich warf mich 
herum und erblickte meinen Wecker. Das gemeine Scheusal grinste mich 
schadenfroh an und ich sah, wie der Sekundenzeiger gerade auf die 12 
schnellte: ein gemeiner Lärm erhob sich und liess meine Sinne und Wut 
erblinden und mich in letzterer einen festen Gegenstand, den ich 
fasste, auf den Wecker feuern.

Ich sah wie in Zeitlupe, wie der Stein der Weisen - in Rotation 
begriffen - gemächlich dem Wecker nahte. Die Zeit schien immer 
langsamer zu verstreichen, scheinbar lähmte auch sie der Lärm - und 
wie durch Sirup bahnte sich der Stein seinen Weg auf den Wecker zu. 
Ich schloss die Augen; in den Bruchteilen einer Sekunde würde es ein 
Ende haben. Ruhe ergriff von mir Besitz, eine innere Zufriedenheit, 
wie sie nur die Erwartung des Paradieses im Menschen vermitteln kann. 
Es hörte nicht auf, Wahnsinnig vor Schmerz kämpfte ich gegen einen 
scheinbaren Widerstand an und es gelang mir unter Aufbringung all 
meiner Kräfte, die Augen zu öffnen. Was ich sah, ließ mich erstarren. 
Sofort schwand mein Blut aus den Gliedern und machte Feierabend.

Eine glänzende Spur schaumigen Geifers bog um die Türe und reichte zu 
der Stelle, an der der Wecker lärmte. Mein Pawlowscher Hund, vom 
Getöse inspiriert, zerfleischte vor meinen Augen den Stein der Weisen, 
den er aus dem Fluge gefangen. Ich setzte nach vorn und biss herzhaft 
in den Wecker. Sogleich erfüllte mich ein Gefühl der Wonne. Das Blut 
floss in meine Adern zurück und mt ihm ein Gefühl der Wärme, der 
göttlichen Erhabenheit über das Weltliche.

So nahmen ich und mein P. Hund das Frühstück ein und ich entschloss 
mich, ihn in den Zwinger zu bringen. Ich wandelte in den Haustierraum 
und sperrte ihn in sein Heim, den Faradayschen Käfig. Gleich nebenan 
lag wie achtlos hingeschmiert ein Karton. Er enthielt meine Katze. Sie 
hatte ich von einem Bekannten meiner Person in Obhut genommen und nach 
seinem Tode als Dauerbewohner akzeptiert. Es war Schrödingers Katze. 
Ich ziehe es zwar vor, sie Meine Katze zu nennen, jedoch nur 
umgangssprachlich.

Wie jedesmal war ich gespannt, ob sie lebt oder nur so tot.

Ich hatte Glück.

Sie war tot.


von TE (CC BY-NC-ND 4.0)