Tränen


Ich will jetzt wirklich nicht weinen, weißt du - Aber es kostet mich 
schon einige Kraft, meine Emotionen im Zaum zu halten. Immer, wenn das 
passiert, denke ich, 'Ach!', denke ich, 'Es könnte noch viel schlimmer 
kommen.' und seufze so laut, dass die Nachbarschaft es einfach nicht 
überhören kann. Manchmal reagiert niemand, aber gestern, ja gestern, 
daaaaa..haha, ja das muss ich jetzt unbedingt loswerden: Da hat es doch 
auf meinen Seufzer hin an meiner Tür geklopft... 'Huch!', denke ich, ja 
'Huch!' - hähä - Da klopft das Schicksal und will mich wieder 
fertigmachen, aber nein - Ich mach' nich auf. Denkste!

Ich also durchs Schlüsselloch gelugt, und was seh' ich da? Na?

Ein schwarzes Loch seh' ich. Jedenfalls habe ich mir ein schwarzes Loch 
immer so vorgestellt wie das da. Es,... Nein - Er war nicht so schwarz, 
wie die ganzen Klugscheißer immer behaupten, im Gegenteil: Er,... 
Nein - Sie,... Was sag' ich... - WIR strahlten vor lauter Licht, das 
wir im Laufe unseres Lebens geschluckt hatten, und als sich unser Glanz 
inmitten des Wellengangs traf, der nunmehr meinen überflüssigen Körper 
aus dem Geschehen verdrängt hatte, da erkannte ich plötzlich, was in 
der Luft lag: Wröngst. Wröngst war mein Nachbar, der kürzlich vom exakt 
anderen Ende der Welt hierhergezogen war. Doch er konnte den Kummer 
nicht in meinem Seufzer gelesen haben, denn nach der Überlieferung war 
er von Wölfen aufgezogen worden, die ja bekanntlich zum Spaß heulen. 
Lange Rede, kurzer Sinn: Es geht mir jetzt besser.

Danke.

von mO°ntan (CC BY-NC-SA 4.0)