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# Über Asiaticus 1932: Ein Telegramm und ein Bericht vom November/Dezember 1932

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### Aus: KPdSU(B), Komintern und die Sowjetbewegung in China. Dokumente, Band IV: 1931–1937, Teil 1, Berlin 2006

## Das Telegramm

Seite 262

Telegramm von N. N. Herbert an das EKKI
Shanghai, 21. November 1932

Asiaticus in Shanghai eingetroffen, er arbeitet für die Brandler-Gruppe, indem er in deutschen rechtsgerichteten Zeitungen unter dem Namen Biesoldt schreibt.

Anmerkung im Dokumentenband:

Auf dem Dokument befindet sich die Notiz von Pjatnickij: »Genosse Mif, worum geht es?« und die Antwort von Mif: »Brandler hat sich mit mir über diese Reise von Asiaticus nicht abgestimmt. 23. November«.

Anmerkungen von Wolfram Adolphi (auf der Grundlage des Personenverzeichnisses im Dokumentenband:

EKKI war das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale in Moskau.

N. N. Herbert (geb. 1876) war von 1931 bis 1935 Vertreter des OMS (der Abteilung Internationale Verbindungen) des EKKI in Shanghai; sein eigentlicher Name war Zeddeler; wurde später im Stalin-Terror in der Sowjetunion umgebracht, sein Todesjahr ist nicht bekannt.

I. A. Pjatnickij (1882-1938) arbeitete von 1921 bis 1935 im EKKI, ab 1928 als Mitglied des Präsidiums; zugleich Mitglied des ZK der KPdSU(B); wurde 1938 im Stalin-Terror in der Sowjetunion umgebracht.

P. A. Mif (1901–1939) war von 1928 bis 1935 stellvertretender Leiter des Ostsekretariats des EKKI; wurde 1939 im Stalin-Terror in der Sowjetunion umgebracht.

Heinrich Brandler (1881–1967) war von 1922 bis 1924 Vorsitzender der KPD, 1921-1922 Mitglied des EKKI für die KPD, 1922 Mitglied des Präsidiums des EKKI; 1928 aus der KPD, der KPdSU(B) und der Komintern ausgeschlossen. 1933 Emigration nach Frankreich, später nach Kuba.

Das kleine Telegramm erhellt schlaglichtartig eine ganze Fülle von Zusammenhängen. Asiaticus wird der »Brandler-Gruppe« zugehörig betrachtet, womit er für KPdSU, Komintern und KPD zu den »Rechtsabweichlern« zählt, die »in der Partei keinen Platz haben«. Brandler ist längst ausgeschlossen – trotzdem geht man im EKKI davon aus, daß er sich mit den EKKI-Funktionären regelmäßig abzustimmen habe. Asiaticus wird in Shanghai von den EKKI-Vertretern mißtrauisch beobachtet und als Autor »rechtsgerichteter Zeitungen« denunziert. Welches diese Zeitungen sind, wird nicht vermerkt.

Herauszufinden, ob es tatsächlich Artikel eines Biesoldt, der Asiaticus sein könnte, in »rechtsgerichteten Zeitungen« gibt, ist mir bisher nicht gelungen.

## Der Bericht

Aus dem Bericht Nr. 2 von A. Ewert an I. A. Pjatnickij
Shanghai, Anfang Dezember 1932
Streng vertraulich

S. 283–293, hier: S. 288

»Asiaticus« (der Brandlerist Heinz Möller) ist hier, hat aber fast keine Verbindung. Durch Zufall erhielt er ein Exemplar der »China Workers’ Correspondence«, die als Informationsmaterial nach Europa, USA und an eine Reihe Journalisten versandt wird. Darauf schrieb er einen Bericht an Brandler-Gruppe: »Politik der Partei in China katastrophal; Partei hat den Kommunismus in die Berge von Jiangxi getrieben« usw. Man könnte ihn heraustreiben, indem man ihm Furcht einjagt; dies wird aber dadurch erschwert, daß er kein Geld und auch den Paß verloren hat. Über fast alle Schritte, die er unternimmt, sind wir unterrichtet. Es besteht lediglich eine gewisse Gefahr, daß er mich zufällig auf der Straße sieht und erkennt.

### Anmerkung im Dokumentenband:

»China Workers’ Correspondence« war das Informationsbulletin des ZK (Zentralkomitees) der KPCh (Kommunistischen Partei Chinas). Es wurde von 1931 bis 1935 in Shanghai herausgegeben.

### Anmerkungen von Wolfram Adolphi:

Arthur Ewert (1890–1959) war von 1929 bis 1931 stellvertretender Leiter des Ostsekretariats des EKKI und von 1932 bis 1934 Vertreter des EKKI in China und Sekretär des EKKI-Fernostbüros.

Der Berichtsauszug bestätigt die Feindseligkeit, mit der Asiaticus durch das EKKI betrachtet, überwacht und verfolgt wurde.

»Partei hat den Kommunismus in die Berge von Jiangxi getrieben« – diese Asiaticus zugeschriebene Formulierung faßt in äußerster Knappheit einen entscheidenden Entwicklungsabschnitt der Gongchandang, der Kommunistischen Partei Chinas, zusammen: In den Bergen von Jiangxi wurde unter Führung von Mao Zedong, Zhu De und anderen das bis dahin größte chinesische Sowjetgebiet errichtet. Zugleich verlor die Gongchandang ihre letzten Basen in den großen Städten. Die chinesische Revolution entwickelte sich vom Lande aus. Der Kurs von Mao Zedong setzte sich durch. Asiaticus stand dieser Entwicklung anfänglich sehr kritisch gegenüber (siehe hier auf der Website seinen Artikel »Das chinesische Rätsel« von 1931), unterstützte aber später, als die Alternative Stadt oder Land nicht mehr zur Debatte stand, den Mao-Kurs (siehe hier auf der Website seinen Artikel »Die Roten in Szechuan« von 1935).

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