>_ Shit happens

Was fällt euch ein, wenn ihr an peinliche Dinge denkt, die euch bei
einem Besuch der Eltern eures Partners passieren könnten? Ich
glaube es gibt da eine Menge an Fettnäpfchen in die man
treten kann, gerade weil man sich ja oft besondere Mühe gibt
und versucht all das zu vermeiden, was in einer unangenehmen
Situation enden könnte. Schlimmer noch, wenn man sich gerade erst
kennenlernt. Und ich weiß nicht wie es euch geht, aber in fremden
Wohnungen gehe ich grundsätzlich nicht gerne auf die Toilette. Ihr
ahnt vielleicht wo die Reise hingeht.

Um die Situation etwas zu entschärfen: ich kenne die Eltern meiner
Partnerin jetzt schon länger und außerdem sind sie gerade im
Urlaub. 

Jedenfalls ist da diese Toilette, vor der man auch schon gewarnt
wurde. Aber offensichtlich nicht eindringlich genug oder nicht
bildlich genug - aus nachvollziehbaren Gründen. Und es ist nun mal
so, wenn man muss, dann muss man. Und ich musste. Der Zufall wollte
es, dass ich mich morgens nach dem Aufstehen auf die Waage gestellt
hatte. Das heißt, ich musste nicht nur, ich weiß auch im nachhinein
*wie viel* ich musste. Und diese „Problemtoilette war dafür
eindeutig nicht ausgelegt.

Es trat also ein, was eintreten musste. Nach dem "Geschäft" lief
das Wasser nicht nur nicht ab, sondern auch gefährlich hoch an den
Rand der Schüssel. Die anfängliche Erleichterung schwand also dahin
und mit dem ansteigen des Wasserpegels stieg auch eine leichte Panik
an. An dieser Stelle ein Hoch auf die Ingenieure, die Toiletten
entwerfen. Die Klos scheinen so konzipiert zu sein, das die Menge
des Wassers im Wasserkasten nicht ausreicht, um ein verstopftes WC
zum überlaufen zu bringen. So man denn nur einmal spült! Mir wurde
vorher schon gesagt, wenn das Wasser mal schlecht abläuft, hilft es
etwas zu warten und manchmal hilft es auch, wenn man von unten
gegen das Wasserklosett tritt. Wie albern das ist, wenn man
versucht eine Verstopfung mit einem Tritt mit dem Fuß gegen
massives Keramik zu lösen, merkt man erst wenn man es selbst
versucht hat. Was einen aber nicht davon abhält trotzdem noch ein
paarmal dagegen zu treten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Der geneigte Leser mögen sich an dieser Stelle vorstellen, dass die
Eltern im Wohnzimmer - direkt nebenan - sitzen und darauf warten,
dass der potentielle Schwiegersohn zurück kommt. Man kann die
Stille auf beiden Seiten förmlich spüren.

Das blieb mir zum Glück erspart; nach einigen albernen Tritten
gegen das Keramik habe ich einfach meine Freundin gerufen, die
schließlich eine größere Expertise mit dieser Problemtoilette
vorweisen kann.

Wer Probleme damit hat, sich vorzustellen, wie sich klares Wasser
in braunes Wasser verwandelt, sollte die nächsten Abschnitte besser
überspringen.

Nach kurzer Analyse ging der Griff dann beherzt zur Toilettenbürste
und anfänglich noch etwas zaghaft um ein einsam obenauf
schwimmendes Blatt Toilettenpapier wedelnt in der Schüssel umher.
Der Erfolg war mäßig bis nicht vorhanden. Nach nochmaligem albernen
gegen die Schüssel treten kam der zweite Tipp zum Einsatz: warten
und hoffen.

Nachdem wir dem Schlamassel also fünf Minuten Zeit gegeben haben,
um sich selbst zu lösen, ging die Prozedur von vorne los.
Lächerliches Treten und ein jetzt energischeres rumühren mit der
Bürste. Und diesmal konnte man nicht sagen, dass sich nichts getan
hat. Der Wasserstand ist zwar nicht gesunken, dafür trat die weiter
oben angedeutete Färbung des Wassers ein. Von gelblich über okker
und braun gibt es ein interessantes Farbspektrum. Zeit für eine
weitere Pause.

Das WC-Reiniger und irgendwelche Tabs jetzt aus reiner Verzweiflung
zum Einsatz kamen, dürfte nicht überraschen. Youtube liefert im
übrigen auch eher suboptimale Ratschläge in dieser Situation,
obwohl ich das mit der Klarsichtfolie doch gerne mal ausprobiert
hätte. Stattdessen ging die Bürste wieder auf Tauchstation, mit dem
zweifelhaften Erfolg, dass ein Teil der Verstopfung jetzt in der
Schüssel schwamm, ohne dass sich am Wasserstand irgendetwas
geändert hätte. Das war übrigens der Moment, an dem ich mich
gefragt habe, wie man eine Klobürste in diesem Zustand jemals
wieder sauber bekommt.

An dieser Stelle gehen die Meinungen jetzt etwas auseinander. Die
eine Seite vertritt die Position, dass ihre heroische Vorarbeit
schließlich zum Erfolg geführt hat, ich bin der Meinung, dass das
Einführen der Klobürste bis meine Hand fast im Wasser war letztlich
die Krönung des Erfolges war.* 

Wahrscheinlich schwimmt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Wie auch immer, so peinlich das Ganze hätte sein können, so
herzhaft mussten wir immer wieder lachen.


* Im nachhinein kam raus, dass meine Hand zwar fast im Wasser war,
  auf der anderen Seite ein Zeigefinger aber schon unter dem
  Wasserspiegel gewesen ist